Ohne Musik unterrichten – traust du dich?

Hast du schon mal überlegt deine Yoga- oder Fitnessklasse ganz ohne Musik zu unterrichten, um den Sinnen ihre wohlverdiente Erholung zu gönnen?

Unser Leben ist ziemlich laut: Verkehrslärm, Radio, Stimmengewirr, Handytöne, Werbeeinschaltungen. Kein Wunder, dass wir uns oft nach Ruhe sehnen. Auf der Suche nach Ausgleich zur Reizüberflutung gehen wir zum Training, zum Yoga oder ins Fitnesscenter und wieder dröhnen Melodien auf uns ein.

Diese vier Gründe sprechen für einen Unterricht ohne Musik.

1. Musik ist Geschmacksache

Egal wie sorgfältig wir die Musik für eine Yogaklasse oder Fitnessstunde auswählen, wir können nie den Geschmack von allen treffen. Selbst die scheinbar neutralste Musik wie z. B. Klangschalen ist es in Wahrheit nicht.

Mit Musik grenzen wir unser Potenzial an Teilnehmer*innen ein.

Das ist ja die Schönheit von Musik: Sie ist ganz und gar nicht neutral. Doch darin liegt auch ein Nachteil: Mit Musik grenzen wir unser Potenzial an Teilnehmer*innen ein, denn wenn sie deine Musikauswahl nicht mögen, kommen sie nicht mehr zu dir in die Stunde, selbst wenn sie die Klasse ansonsten finden. Ohne Musik hingegen entsteht ein neutraler Raum, in dem sich alle wohl fühlen können, ganz egal welchen Musikgeschmack sie haben.

Ohne Musik zu unterrichten hat also einen großen Vorteil: Wir erweitern unseren Kund*innenkreis. Es ist ohnehin schon Druck genug, dass unser Einkommen davon abhängig ist, ob die Menschen uns, unsere Stimme und unsere Bewegungsauswahl mögen oder nicht. Fällt der Musikgeschmack weg, dann öffnen wir unsere Stunden für mehr Menschen und können leichter einen Kund*innenkreis aufbauen, der uns unseren Lebensunterhalt ermöglicht.

2. Musik triggert Erinnerungen

Wir kennen die Kraft der Musik: Urlaubsongs katapultieren uns sogar am grausten, kältesten Wintertag wieder zurück ans Meer und füllen uns mit wärmenden Gedanken an Sommer, Sonne und Freizeit. Oder dieses Lied, das wir mit 13 rauf und runter hörten, lässt uns auch Jahrzehnte später mühelos den Zauber der ersten Liebe spüren.

Die Magie der Musik überwindet die Zeit und verändert unsere Stimmung innerhalb weniger Augenblicke. Gleich mühelos wie Musik heilen, auffangen und aufmuntern kann, kann sie auch traurige und belastende Erfahrungen wecken.

Was für einen Menschen ein inspirierender Urlaubssong ist, kann für jemand anders die traurige Erinnerung an das Ende einer langen Beziehung triggern. Wir können nie wissen wie ein Lied auf Einzelne wirkt und wollen in unseren Fitness/Yogastunden keine unangenehmen Erinnerungen in unseren Kund*innen heraufbeschwören.

Du hast mehr zu sagen, als den Namen der Bewegung zu nennen und dann die Wiederholungen runter zu zählen.

Warum dann nicht fröhliche Songs wählen und diese Stimmung triggern? Einerseits weil wir eben nie wissen, woran sich die einzelnen Menschen erinnern und andererseits weil wir auch keine schönen Erinnerungen auslösen wollen. Warum nicht? Ganz einfach: Wenn wir trainieren und dehnen, wollen wir bei der Sache sein und nicht gedanklich ganz wo anders. Wir möchten spüren was wir tun und die Bewegungen auf unsere Tagesverfassung anpassen, statt in Vergangenem zu schwelgen. Punktuell kann Schwelgen schön sein, doch nicht ständig. Die Gegenwart ist unser Spielplatz und diese bewusst zu erleben und zu gestalten bringt ein erfülltes Leben.

Musik ist hochemotional und im Training können wir einen Raum schaffen, in dem unseren Kund*innen von den Stimmungen Abstand nehmen können. Nur wenn unsere Emotionen uns nicht völlig einnehmen, können wir sie besser verstehen und ihnen mit innerer Klarheit begegnen. Der Geist kann sich in der äußeren Ruhe leichter entspannen und sich ordnen. Besonders im Yoga geht es doch um innere Klarheit und daher ist naheliegend wenn nicht sogar logisch, Yoga ohne Musik zu unterrichten.

3. Musik gibt den Rhythmus vor

Sobald Musik erklingt, passen wir uns ganz automatisch dem Rhythmus an. Ohne Musik können wir herausfinden, was unser ganz eigener Rhythmus ist. Wir haben alle unseren eigenen Rhythmus in dem, das wir tun – egal ob wir atmen oder essen, wir haben unsere eigene Sprechgeschwindigkeit und ändern Gewohnheiten entweder über Nacht oder Schritt für Schritt über Monate hinweg.

Wie wichtig es ist, den eigenen Rhythmus zuzulassen, haben wir alle schon erlebt: Wenn wir uns komplett dem Tempo anderer Menschen anpassen, kommen wir ins Stolpern. Keine zwei Menschen ticken gleich.

Bewegen sich deine Teilnehmer*innen mit der Musik, nehmen sie sich selbst nicht wirklich wahr und überlasten oder überdehnen sich schneller. Ohne vorgegebenen Takt können sich die Menschen in ihrem eigenen Rhythmus bewegen. Nichts lenkt ab und deine Gruppe kann sich viel bewusster wahrnehmen. Dadurch bewegen sich alle sicherer und achtsamer.

4. Musik macht sprachlos

Teilnehmer*innen, die meine Ausbildung als Weiterbildung (also Yoga o. ä. unterrichten) machen und es gewöhnt sind immer mit Musik zu unterrichten, sind ohne Musik zuerst mal ziemlich verloren. Sie wissen nicht, was sie sagen sollen und genau das ist der springende Punkt: Wenn wir etwas zu sagen haben, dann sollten wir uns den Raum dafür geben.

Unterrichten wir ohne Musik, dann können wir mehr tun als mitzuzählen während die Gruppe Kniebeugen macht. Jeder Mensch hat etwas zu sagen. Es ist ganz wundervoll mitzuerleben, wie nach und nach jene, die es nicht gewohnt waren, in meiner Ausbildung ihre Stimme finden. Sie unterrichten viel mehr als Bewegung und bewegen damit das Leben ihrer Teilnehmer*innen weit über die Klasse hinaus.

Finde deine Stimme

Du hast mehr zu sagen, als den Namen der Bewegung zu nennen und dann die Wiederholungen runter zu zählen. Du hast im Unterricht die Chance, die Menschen zu einer positiven Denkweise und einer liebevollen Sicht auf sich selbst und andere zu inspirieren. Du kannst mit deinen Worten wirkliche Begeisterung für Gesundheit und Fitness wecken. Deine Worte können so motivierend sein, dass die Menschen über ihre selbst gebastelten Grenzen wie negative Selbstbilder, Zweifel und Ängste hinauswachsen. Du hast viel zu geben – teile es, damit andere davon profitieren können.

Wie würde eine Klasse ohne Musik aussehen?

Stell dir einen Raum vor, in dem
  • die Sinne durchatmen können,
  • der Geist zur Ruhe kommt,
  • sich alle in ihrem eigenen Rhythmus fordern und ausruhen,
  • die Menschen ganz bei sich sind und sich besser kennen lernen,
  • deine Gruppen nicht nur den Körper bewegt, sondern zu einer positiven Sicht auf sich und andere finden.

Möchtest du lernen so zu unterrichten? Dann schau dir mal meine Ausbildung an. Ich unterrichte seit über 17 Jahren ohne Musik und bilde auch jetzt Yuna Guides so aus, dass sie rein verbal, nur mit ihrer Stimme und bewusster Wortwahl Gruppen jeder Größe unterrichten können. Nach der Ausbildung wird es in deinen Klassen keinen Stress, keinen Leistungsdruck, keine Wertung und nur minimalen optischen und akustischen Input; also kein Vorturnen und keine Musik, geben. So kannst du mehr als Bewegung unterrichten: Du kannst du das Leben der Menschen nachhaltig verbessern, indem du ein positives Selbstbild und einen liebevollen Umgang miteinander nährst.

Gib dir selbst den Raum das zu teilen, das dir wirklich am Herzen liegt. Ohne Musik hast du eine Stimme und sei dir sicher: Sie ist gebraucht.


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